Wir waren 9 Tagen an der französischen Atlantikküste zwischen Bordeaux, Biscarosse und Hourtin unterwegs.
Da wir nicht jeden Tag kitebaren Wind hatten und die Region unglaublich viel zu bieten hat, haben wir verschiedene andere Aktivitäten ausprobiert.
Das Wetter hat während unseres Aufenthalts perfekt mitgespielt, sodass wir nur ein einziges Mal einen kurzen Regenschauer und einen etwas bewölkten Himmel hatten. Ansonsten lagen die Temperaturen Mitte September bei 22 - 25 Grad, ideal also für Outdooraktivitäten.
Die Region von Biscarosse bis Hourtin ist ziemlich flach und eine der größten Erhebungen ist die Düne von Pilat mit ca. 110 - 120 Metern. Das ist übrigens die größte Wanderdüne Europas und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Gegend. Leider ist uns etwas dazwischengekommen und wir konnten die Düne nicht besichtigen, aber zumindest von der anderen Seite aus ansehen.
Da dies unsere erste Reise nach Frankreich war, wollten wir auch unbedingt eine französische Stadt besuchen und Bordeaux war naheliegend, da es nur ca. eine Stunde im Landesinneren vom Atlantik entfernt liegt. Mit ca. 240.000 Einwohnern hat Bordeaux eine sehr angenehme Größe und man kann an einem Tag sehr viel sehen. Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz "Village du Lac" von dem aus man die Innenstadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln super erreichen kann.
Bordeaux ist eine recht gemütliche Stadt, es gibt unzählige Cafès und Bars an jeder Ecke. Das historische Zentrum von Bordeaux, auch "Vieux Bordeaux" genannt, gehört seit 2007 zum UNESCO Weltkulturerbe. Gemeinsam mit Sandrine, unserer Stadtführerin haben wir ca. 2 Stunden lang die schönsten Plätze entdeckt und sie hat uns einiges zum Leben in Bordeaux erzählt.
Tipp: Die schönste Dachterrasse für einen Aperitif hat wohl das Hotel "Mama Shelter". Schon die Lobby des Hotels wirkt unglaublich cool und durchdacht, hier hätte ich auch gerne übernachtet.
Kulinarik spielt eine sehr große Rolle in Bordeaux und abgesehen von den in der Region hergestellten Weinen muss man Canelés probieren. Die kleinen, guglhupfartigen Kuchen gibt es nur hier und da sie nur frisch gut schmecken, werden sie auch nicht exportiert.
Lacanau-Océan ist ein richtiger Surfer-Hotspot. Der Ort liegt direkt am Atlantik - was in dieser Gegend nicht selbstverständlich ist, da vor Stränden riesige Dünen liegen, die an noch größere
Pinienwälder grenzen. Meistens geht man 5-10 Minuten bis man direkt am Strand ist. Am Plage Nord gibt es kostenpflichtige Parkplätze direkt über dem Strand und entlang der Strandpromenade findet
man eine Surfschule nach der anderen. Die Verleihpreise von Surfboards kamen uns relativ günstig vor. € 9 für zwei Stunden und man kann sofort loslegen. Wir kennen nur die Verleihpreise von
Kitematerial, die überall auf der Welt unverschämt teuer sind. Dagegen ist das Ausleihen von Surfboards direkt ein Schnäppchen.
Bevor du dir ein Surfboard ausleihst, solltest du allerdings wissen was du tust. Wir haben bereits einen Wellenreit-Kurs in Portugal absolviert und bevor man sich ein Board ausleiht, sollte man
einige Kursstunden machen, denn der Atlantik hat es manchmal wirklich in sich und man ist sich der Gefahren vom Strand aus nicht bewusst.
Da am Tag unseres Besuchs am Lac de Lacanau kein Wind war, hat uns Pascal, der Besitzer der örtlichen Kiteschule und Surfurgestein auf eine Bootsfahrt mitgenommen. Wenn kein Wind geht, ist der Lac de Lacanau ein Paradies für Stand-Up-Paddler oder Kanufahrer. Der See ist maximal 7 Meter tief, ein großer Teil ist jedoch stehtief.
Bei Pascal kann sich auch Fat E-Bikes ausleihen. Was zuerst langweilig klingt, ist total genial. Die Fat E-Bikes beschleunigen die eigene Geschwindigkeit auf bis zu 50km/h und durch die großen Reifen kann man mühelos auch im Sand und vor allem auf den sandigen Waldwegen fahren. Uns hat das Fahren mit den Fat E-Bikes riesigen Spaß gemacht und wenn die Bikes nicht so teuer wären, würden wir uns glatt selbst welche kaufen!
Den einzigen leicht verregneten und bewölkten Reisetag haben wir im Écomusée de Marquéze
verbracht. Das Freilichtmuseum ist auch ideal, wenn man mit Kindern unterwegs ist.
Auf dem riesigen Gelände befindet ein typisches Dorf der Region aus dem Neunzehnten Jahrhundert. Mit einem Zug, der ein bisschen an den Wilden Westen erinnert, fährt man mit ca. 10 km/h tief in
den Wald und findet dort das originalgetreue Dorf vor. Die Menschen, die im Dorf arbeiten, sind angezogen wie im neunzehnten Jahrhundert und üben die Berufe der damaligen Zeit live vor Ort aus.
Natürlich gibt es für die Feldarbeit auch echte Tiere und es wird das echte Mehl, das auf den Felder angebaut wird, zu Brot verarbeitet, das man auch kaufen kann. (Schmeckt übrigens
hervorragend!) Auch der berühmte Kuchen "Pastis Landais" wird frisch gebacken und man kann ihn im Restaurant neben der Zugstation mit Vanillesauce probieren. Sehr empfehlenswert!
Von Biscarosse Plage fährt man ca. 45 Minuten ins Écomusée und im September an einem Montag war es sehr ruhig und wir hatten das ganze Gelände praktisch alleine zur Verfügung. Im August zur
Hochsaison sieht das wieder ganz anders aus und man sollte schon früh am Morgen dort sein.
Der Bassin von Arcachon ist eine riesige Bucht bzw. eine Art Lagune. Auf der einen Seite hat man seichtes Wasser und auf der anderen Seite den tosenden Atlantik.
Im Bassin werden Austern gezüchtet und die kann man quasi alle 100 Meter an verschiedenen Ständen frisch aus dem Meer probieren. So günstig und frisch kommt man selten die edlen Meeresfrüchte
heran. Wir haben ein paar Austern bei der Austernzucht "Les Pieds dans l'Eau" probiert. Der Züchter hat ein paar Sitzplätze direkt am Wasser und man kann die frischen Austern mit Baguette und
Weißwein mit Blick auf die Fischerboote genießen. Je nach Qualität kostet eine Auster zwischen € 1 und € 1,50. Wir haben 6 Austern pro Person mit Baguette und gesalzener Butter gegessen und das
reichte uns als Mittagessen auch. Ich mag Austern sehr gerne, aber nur wenn man sie so frisch bekommt wie hier in Arcachon oder in Knysna, Südafrika.
Bordeaux ohne Weinverkostung wäre wohl ein Frevel. Am letzten Reisetag sind wir die Château-Route von Médoc entlang des Flusses Gironde gefahren.
Der Fluss "Gironde" mündet in einem riesigen Flussdelta in den Atlantik.
Am lehmigen Flussboden auf der linken Fluss-Seite befindet sich das wichtigste Weinanbaugebiet von Bordeaux.
Zu einem französischen Weingut gehört natürlich unbedingt ein Château und zwei davon haben wir uns angesehen.
Am "Château Latour" sind wir zufällig vorbeigefahren. Das Château thront unübersehbar auf einem Hügel und wir haben einen kleinen Spaziergang auf das Anwesen gemacht um ein paar Fotos zu schießen. Eigentlich muss man sich offiziell geführten Touren anschließen, aber wir waren schon auf dem Weg zu einer anderen Tour, sodass wir nur ein paar Fotos vom Château machen wollten, denn hier werden einige der berühmtesten und teuersten Rotweine der Welt produziert.
Wir waren eigentlich auf dem Weg zum "Château Balac", das auch über ein wunderbares Anwesen verfügt. Die Besitzer wohnen noch heute im Château und wir durften einen Blick in den Weinkeller werfen und die zwei Rotweine, die hier produziert werden, probieren. Die Besitzerin Christine ist übrigens begeisterte Windsurferin und hat uns einiges zu den Windbedingungen in der Region bzw. ihrer Heimat, der Bretagne, erzählt. Unsere nächste Frankreich-Reise führt uns bestimmt in die Bretagne!
Einige der Châteaus auf dieser Route verfügen über ausgezeichnete Restaurants, aber anscheinend gibt es kaum Châteaus, in denen man übernachten kann. Schade, denn hier könnte man sich bestimmt wie eine Prinzessin fühlen!
Vielen Dank an Tourisme Aquitaine für die Unterstützung unserer Reise. Alle Meinungen und etwaige Begeisterungsstürme entstammen jedoch unserem Mund.
Jede Menge Informationen zu Aquitanien und der französischen Atlantikküste findest du auch in diesen Reiseführern.
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