Wer meinen Artikel zum Kitesurfen lernen gelesen hat, weiß, dass ich ein Angsthase bin.
Ein ziemlich großer noch dazu.
Vor ein paar Wochen hat uns unsere liebe Blogger-Freundin Viki von Chronic Wanderlust gefragt, ob wir mit ihr gemeinsam ein Wochenende in der Abenteuerregion Pyhrn-Priel in Oberösterreich verbringen möchten. Mit Viki
verreisen? Klar, jederzeit! Aber Abenteuer... Mir wurde schon beim Gedanken daran ganz mulmig, aber Jürgen, der Abenteuer liebt, war Feuer und Flamme.
Mit flauem Magen habe ich mir dann die wirklich zahlreichen Möglichkeiten durchgelesen, die es vor Ort gibt. Ich würde mal sagen, jeder Adrenalin-Junkie würde einen Luftsprung bei so vielen
Highlights machen. Ich hingegen... Hab mal kurz ein Tränchen verdrückt und zu Jürgen gesagt: "Ich traue mich überhaupt nichts von diesen Dingen zu machen." Und war ziemlich verzweifelt.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Großteil der Menschen in meinem Umfeld ständig auf der Suche nach noch größeren Abenteuern ist. Immer höher, immer schneller und ganz berauscht werden dann Fotos von all den mutigen Aktionen rumgezeigt, die man so macht. Fallschirmspringen, Bungee-Jumping, Paragleiten, Free-Solo Klettern: Ein Kick folgt auf den nächsten.
Es ist nicht so, dass ich mich noch nie überwunden hätte, etwas Angsteinflößendes zu machen: Zweimal bin ich mit der Achterbahn gefahren, ich war auf einer Quadtour (ja, auch davor hatte ich
Angst und ich war die schlechteste in der Gruppe, sodass ich nicht ins ganz steile Gelände mitdurfte), bin mit einem richtig schnellen Auto auf einer Rennstrecke mitgefahren usw. Jedes Mal haben
mir die Menschen in meiner Umgebung gesagt: "Wenn du dich erstmal überwunden hast, ist es ein wahnsinnig tolles Gefühl." Was soll ich sagen? Jedes Mal habe ich mir nur gedacht: "Wie froh bin ich
doch, dass es vorbei ist und ich es hoffentlich nie wieder machen muss."
Wovor ich Angst habe? Vor Höhe, vor Spinnen, vor Spinnen, die mir in der Höhe begegnen (das wäre also zB beim Klettern), vor der Dunkelheit, vor engen Höhlen...
Ah, Flugangst habe ich zum Beispiel keine. Ich Glückspilz.
Das mag jetzt für viele Menschen komisch klingen, aber wenn ich drei Tage vorher nicht schlafen kann, weil ich nur daran denke, ob ich etwas hoffentlich überlebe und mir nicht alle Zähne
ausschlage, dann verursacht das bei mir keine Vorfreude, sondern einfach nur Angst. Versteh mich nicht falsch, wenn jemand viele abenteuerliche Sachen erleben möchte und das genießt und es für
denjenigen ein tolles Gefühl ist, dann habt Spaß und genießt es!
Aber versucht nicht, mich zu etwas zu überreden, bei dem ich mich nur beim Gedanken daran fast übergeben muss. Zum Glück muss ich sagen, kann ich mich mittlerweile selbst extrem gut einschätzen
und weiß, was ich mir zutraue und was nicht. Ebenso genau kennt mich Jürgen und weiß, dass es mit meiner Nervenstärke in Angstsituationen nicht weit her ist und das ich ganz schön ausflippen
kann, wenn ich Angst habe.
Zurück zu unserem Wochenende in Pyhrn-Priel. Ich habe mir also die zahlreichen Möglichkeiten angesehen: Canyoning, Höhlenklettern, Hochseilgarten, Kletterpark, Klettersteig, Kanu fahren, Wildererweg, Bungee springen, Rafting, Drifting, Bike-Park.
Nach meiner Verzweiflung hat mich Jürgen erstmal wieder etwas beruhigt und gesagt, dass er alles machen würde und ich soll halt nur mitmachen, wenn ich mich wirklich traue und auch vorher keine Angst habe.
Viki und ihr Freund Jörg haben sich dann für Höhlenklettern entschieden, den Hochseilgarten wollte Jürgen auch mitmachen, er ist dann noch den Wildererweg hochgelaufen und für's Kanu fahren konnte ich mich auch begeistern, da es eine leichte Tour sein sollte.
Erstmal: Pyhrn-Priel in Oberösterreich ist eine unglaublich schöne Gegend und noch vom Massentourismus weitgehend verschont. Das Bergpanorama ist sensationell und die Wandermöglichkeiten schier unendlich. Hier wirkt alles noch so unberührt und es gibt keine Hotelburgen, sondern kleine Pensionen und kleine, aber feine Hotels und Restaurants.
Den Wildererweg (Jürgen hat die Abenteuer-Variante am Gleinkersee ausgewählt) gibt es erst seit ein paar Wochen. Während er also den Weg hinaufgelaufen ist, habe ich den Gleinkersee zweimal umrundet und mich mit den dortigen "Seekühen" angefreundet. Die Kühe heißen so, weil sie direkt am See leben. Rund um den See gibt es viele tolle Fotomotive und auch einen kleinen Campingplatz direkt am See. Außerdem gäbe es noch einen Kletterpark mit Hochseilgarten, den habe ich mir allerdings nur aus der Ferne angeschaut. Direkt vom See aus gibt es viele schöne Wanderwege und auch am See kann man Tretbootfahren und wahrscheinlich auch mit dem SUP herumcruisen.
Den Nachmittag haben Viki, Jörg und Jürgen im Hochseilgarten verbracht. Da ich massive Höhenangst habe und meine Knie schon auf der ersten Stufe einer Leiter wie Espenlaub zittern, habe ich es auch gar nicht erst versucht. Die drei hatten einen Heidenspaß und ich habe mich sehr für alle gefreut und viele Fotos gemacht, aber selbst raufgehen: "No way!" So ein richtiges Exit gibt es nicht und es wäre mir äußerst peinlich gewesen, wenn man mich zwischen all den mutigen Kindern weinend aus 3 Metern Höhe abseilen hätte müssen, weil ich mich weder vor noch zurück getraut hätte. Vom Flying Fox gar nicht zu reden.
Aber die Kinder, die ich im Hochseilgarten gesehen habe, hatten alle einen Riesenspaß. Kinder sind zum Glück noch unbefangener und denken nicht viel darüber nach, was passieren könnte und freuen sich, dass sie so etwas Tolles erleben können.
Wie gesagt, war auch was für mich dabei. Am nächsten Tag waren wir Kanu fahren. Mit Wasser habe ich ja wenig Probleme, aber ich war eigentlich immer nur auf Seen oder im Meer unterwegs. Bei fließenden Gewässern hatte ich noch keine Erfahrung, deshalb war ich auch hier etwas aufgeregt. Aber Heli von Pro Adventures hat uns gut eingeschult. Wir waren zu viert im so genannten "Kanadier" unterwegs, der schon richtig gesteuert werden will und bei dem einen schon öfter mal die Füße einschlafen, weil man nämlich drauf sitzt.
Mit Neoprenanzügen, Schwimmwesten und Helm haben wir uns in die eiskalte Steyr gestürzt. Mit dabei waren noch zwei Gruppen in Rafting-Booten und Heli als Guide im Kajak, der uns immer gesagt hat, wie wir in die kleinen Stromschnellen am besten einfahren sollen.
Stromschnellen klang für mich erstmal nach Kentern und ums Überleben schwimmen, aber in diesem Abschnitt sind die doch harmloser als gedacht.
Das Schöne an der Tour für mich war, dass es kleine Stopps gab, an denen sich die Adrenalin-Junkies vergnügen konnten, während ich Fotos machen konnte. Jürgen hat sich aus 6 Metern Höhe ins
Wildwasser gestürzt und konnte im Wildwasser schwimmen. Zwischendurch haben wir einen 5-minütigen Mini-Canyoning Ausflug zu einem Wasserfall gemacht, unter dessen eiskaltes Wasser ich mich auch
druntergestellt habe.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Kanu-Tour sehr lustig fand und sie auch für Angsthasen geeignet ist. Man lässt halt einfach die Punkte aus, die man nicht machen mag. Die ganze Tour dauert
ca. 4,5 - 5 Stunden und wir hatten auch noch Glück mit dem Wetter.
Was wir dieses Mal leider nicht geschafft haben, was aber ein schöner Programmpunkt für Angsthasen wäre, ist das Lama-Trekking.
Wer so mutig war, darf am Abend auch richtig ordentlich essen. Unsere zwei Restaurantempfehlungen in Pyhrn-Priel.
Landhotel Stockerwirt in Vorderstoder
Von außen noch ein recht unscheinbarer Betrieb - es wird aber gerade umgebaut und es kommen viele tolle Zimmer und ein Wellnessbereich dazu - hat uns der Restaurantbereich vom Landhotel Stockerwirt regelrecht von den Socken gehaut. Ziemlich stylish, aber mit vielen gemütlichen Elementen und einer gläsernen Küche haben wir uns ausgesprochen wohl gefühlt. Vor dem Restaurant hat der Smoker schon ordentlich geraucht und wir haben das wunderbar zarte Entrecôte Double genossen. Unglaublich gut! Unbedingt ein Essen beim Stockerwirt einplanen, wenn ihr vorher viele Abenteuer erlebt habt!
Wirtshaus Bergpfeffer in Voderstoder
Direkt neben dem Stockerwirt befindet sich das Wirtshaus Bergpfeffer mit der wohl schönsten Terrasse mit Blick über das Tal. Wenn das Wetter passt, sollte man unbedingt auf der Terrasse essen. Trotz Juli war es bei unserem Aufenthalt am Abend schon recht frisch, sodass wir lieber drinnen Platz genommen haben. Meine Empfehlung: die gebratene Forelle aus der Region. Ausgesprochen lecker!
Adrenalinjunkies sind in Pyhrn-Priel richtig gut aufgehoben. Aber auch für mich war einiges dabei, das ich Angsthasen auf jeden Fall weiterempfehlen kann.
Ich werde mich auch künftig immer wieder mal überwinden, Sachen auszuprobieren, aber ich werde nichts machen, das mir 3 schlaflose Nächte im Vorhinein bereitet. Wer von euch da draußen ist noch ein Angsthase? Wie geht ihr damit um? Lasst ihr euch zu Sachen überreden, die ihr gar nicht machen wolltet und findet es dann toll, dass ihr euch überwunden habt oder habt ihr auch schon negative Erfahrungen gemacht, wenn ihr vor etwas Angst hattet? Ich freue mich auf eure Kommentare!
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Dieser etwas andere Reisebericht ist in Zusammenarbeit mit der Abenteuerregion Pyhrn-Priel entstanden. Alle Meinungen und etwaige Begeisterungsstürme, Schweiß- oder Angstausbrüche entstammen jedoch unserem Mund.
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