Endlich, endlich ist er fertig! Luigi, unser geliebter T5 VW-Bus, hat uns den ganzen Winter lang mit Umbaumaßnahmen beschäftigt und nach mehreren Testwochenenden in Italien ist er jetzt bereit
für die erste große Fahrt!
Die 5 Tage in der Toskana hat er schon wunderbar gemeistert, aber was würde Sardinien für ihn und uns bereit halten?
In unserem Bekanntenkreis waren wir so ziemlich die einzigen, die noch nie in Sardinien waren. Wir hatten es zwar immer im Hinterkopf, aber waren uns sicher, dass wir diese Insel nur mit einem
VW-Bus oder Camper bereisen wollen. Als stolze Besitzer eines solchen VW-Busses lag es dann nahe, dass wir unsere erste Reise mit dem Bus nach Sardinien machen werden. Jeder hatte zu uns gesagt:
Das ist eure Insel! Ihr werdet es lieben, Sardinien ist perfekt für euch!
Bei solchen Aussagen bin ich immer etwas skeptisch, denn wer weiß schon, was perfekt für uns ist.
Trotzdem oder genau deshalb wollten wir unbedingt wissen, warum jeder von Sardinien schwärmt. Wind sollte es genug geben, tolles Essen, wunderbare Strände und tolle Natur.
Ca. einen Monat vor Abfahrt haben wir die Fähre von Piombino nach Olbia gebucht. 2 Personen mit "Camping an Board" sollten hin und zurück € 224 kosten. Der Vorteil an "Camping an Board" ist, dass man im eigenen VW-Bus oder Camper schlafen darf, was auf anderen Fähren nicht erlaubt ist. Die Fähren sind kleiner und auf dem so genannten "Open Deck" gibt es Platz für ca. 60 Camper.
Momentan werden diese Fähren nur ab Piombino angeboten, ab Livorno muss man mit der normalen, großen Fähre vorlieb nehmen. Mit unserem T5 waren wir eines der wenigen kleinen Gefährte auf dem Schiff, meist waren sehr große Camper und Wohnwagen vertreten.
Die Überfahrt dauert ca. 8,5 Stunden und pünktlich zum Sonnenaufgang haben wir in Olbia angelegt. In orange-roten Tönen hat uns die Insel mit dem perfekten Sonnenaufgang begrüßt.
Um 6 Uhr morgens haben wir die Fähre verlassen und sind gleich in Richtung Palau gefahren, um dort erstmal in Ruhe zu frühstücken und anzukommen. Viele haben uns vor dem teuren Norden gewarnt, umso überraschter waren wir, dass wir auch in Palau den Caffè und das obligatorische Cornetti zu einem vernünftigen Preis bekommen und das direkt an der Hafenpromenade.
Unser erster richtiger Halt war dann das Kitemekka Porto Pollo. Das ist für alle Kiteurlauber auf Sardinien der erste Anhaltspunkt, um sich zu orientieren. Auf einer kleinen Halbinsel befindet sich ein Campingplatz, der jedoch ziemlich schlechte Bewertung hat und vorher gibt es noch Kiteschulen, Windsurfschulen und ein paar Bars sowie einen großen Parkplatz. Zu erwähnen ist, dass der Parkplatz vor dem 1. Juni noch kostenfrei ist, dann kostet er unseres Wissens nach um € 10 pro Tag.
Porto Pollo bietet einen wunderschönen Strand mit türkisblauem Meer. Die Infrastruktur am Kitespot ist sehr gut, aber dementsprechend ist hier alles ziemlich überlaufen und touristisch.
Nach einer Runde Kitesurfen haben wir einen Ausflug ins nahe gelegene Santa Teresa di Gallura unternommen und uns die Halbinsel Capo Testa angesehen. Ein absolutes Highlight ist hier die Landschaft mit den seltsamen riesigen Steinen. Das Meer ist so türkisblau, dass es fast schon weh tut und der Blick nach Korsika unbezahlbar. Man kann am Capo Testa ein paar kleine Wanderungen unternehmen und immer noch tollere Ausblicke entdecken.
Nach einer Nacht in Porto Pollo sind wir zur Lagune von Valledoria weitergefahren. Hier lag der Fokus ganz klar beim Kitesurfen, der Maestrale war an diesem Tag ziemlich heftig und die Wellen war ziemliche Brecher. Die Fahrt von Porto Pollo nach Valledoria bietet tolle Aussichtspunkte direkt auf das aufgewirbelte, türkise Meer.
Valledoria ist ein kleiner Ferienort, der ansonsten nicht viel zu bieten hat. Deshalb sind wir am nächsten Tag in Richtung Alghero aufgebrochen.
Leider kam uns ein kleiner Autounfall in Sassari dazwischen, zum Glück ist uns nichts passiert und Luigi hat nur ein paar Schrammen abbekommen. Tja, wenn die Italiener auch immer ohne Blinker im zweispurigen Kreisverkehr rumdüsen.
Alghero ist eine wunderschöne kleine Stadt am Meer mit vielen Gässchen und einem tollen Aussichtsturm mit Blick über die Stadt. Genächtigt haben wir mit Luigi am Campingplatz in Fertilia kurz vor der Stadt, der äußerst empfehlenswert ist.
Auch wenn der Norden Sardiniens ziemlich schön ist, so waren uns doch schon etwas zuviele Touristen. Auf der Suche nach dem ursprünglichen Charme Sardiniens haben wir eine dreistündige Nord-Süd Querung durch die bergigen Regionen Sardiniens unternommen. Abseits von Strand und Wasser prägt ein Bild das Bergland: Schafe! Tausende dieser Schafmilchlieferanten grasen auf den Hochebenen und liefern frische Milch für den würzigen und allseits präsenten Pecorino. Den Schafkäse gibt es in verschiedenen Reifestufen von frisch bis ziemlich stinkig. Er hat teilweise Ähnlichkeit mit Parmesan, aber ein ganz leichter Schafmilchgeschmack ist zu schmecken. Gerne wird der Pecorino mit verschiedenen Wurst- und Salamisorten zum Aperitif gereicht.
Aber zurück zum Süden Sardiniens.
Unser erster Stopp war Punta Trettu im Südwesten, ein hervorragender Kitespot aufgrund seines Flachwassers. Rund um Punta Trettu gibt es zwar einige Möglichkeiten zum Wildcampen, aber wir
haben diesmal einen Campingplatz vorgezogen. Auch Campingplätze sind hier rar gesäht, aber auf der kleinen Insel Sant'Antioco wurden wir fündig.
Sant'Antico ist über eine Straße, die über die Lagune führt, mit dem Festland verbunden. Die Insel war das absolute Highlight unserer Reise. Klein, unberührt und etwas wild trifft sie genau unseren Geschmack. Beim Laufen am Morgen kann man überall kleine Häschen entdecken, brave Schäferhunde treiben ihre Schafherden von Weide zu Weide und das Meer prallt tosend auf die steilen Klippen. Der Campingplatz Tonnara liegt direkt an einer kleinen Bucht und traf unseren Geschmack.
Der Campingplatz liegt etwas außerhalb der Städte Calasetta und Sant'Antioco, wo man gut essen kann. Unser persönliches Highlight war das etwas seltsam anmutende Restaurant "Su Funtana" direkt neben der einzigen Straße gelegen. Wir kamen um kurz vor 9 an, kein Mensch zu sehen, als wir die Kellnerin fragten, ob sie noch einen Tisch hätte, musste sie erstmal in ihr Reservierungsbuch schauen. Wir dachten, es handle sich um einen Witz, da kein einziger Gast im Restaurant saß. Sie gab uns den angeblich letzten freien Tisch (wohlgemerkt in einem leeren Lokal).
15 Minuten später war das Lokal brechend voll mit Einheimischen. Unglaublich. Die Pizza kam aus einem riesigen Holzofen und war wohl die Beste, die wir während unseres kompletten Urlaubs hatten. Die Stimmung war italienisch-laut und ausgelassen. Ein echtes Highlight, das Su Funtana.
2 Tage verbrachten wir am Strand von Porto Botte, ein kitetechnischer Traum - direkt mit dem Bus am Wasser stehen, mittags eine stärkende Pasta kochen und den Locals beim Posen zusehen.
Das Meer ist lagunengemäß etwas bräunlich, dafür kann man Flamingos beobachten.
Unsere Reise ging weiter über Teulada, wo wir am Bauernmarkt Olivenöl, Käse, Obst und Gemüse eingekauft haben bis nach Pula. Es sei erwähnt, dass es auf dieser Strecke nur wenige Campingplätze
gibt, diese dafür umso schrecklicher sind. Außerhalb der Saison findet man aber genügend Plätzchen um wild zu campen. In Pula wurden wir Zeugen einer katholischen Pfingstprozession mit Ochsen und
haben fantastischen Eis gegessen.
Unser nächster Halt führte uns nach Villasimius. Hier wird es schon wieder etwas touristischer, aber allein die Wasserfarben des Meeres sind einen Halt wert. Hier war kein Wind, deshalb haben wir eine tolle Tour mit dem Stand-Up-Paddle gemacht und haben an den Felsklippen geschnorchelt. Ans so genannten Capo Carbonara kann man ziemlich weit mit dem Auto rausfahren und sich einfach vom Anblick des Meeres verzaubern lassen.
Für die Fahrt von Villasimius nach Cala Gonone muss man unbedingt genügend Zeit einplanen. Ab Baunei schlängelt sich die Straße schier endlos durch die Berge und wir haben auch mehrere Stopps eingelegt.
Man kann hier nämlich Pferde, Kühe und Wildschweine direkt neben der Straße antreffen, die sich neugierigen Touristen gerne als Fotomotiv anbieten. Teilweise erinnert das Gebiet an eine österreichische Alm und ist ein absolutes Wanderparadies. Unbedingt genügend zum Trinken und eine Kopfbedeckung für Wandertouren einpacken, denn die sardische Sonne ist auch im Mai schon erbarmungslos.
Ich sag nur eines: Wenn es ein Must-Do in Sardinien gibt, dann ist es Schlauchbootfahren in Cala Gonone. Was sich erstmal langweilig anhört, ist ein absoluter Traum. In Italien darf man auch ohne Führerschein Motorboote bis 40 PS fahren. Am Hafen von Cala Gonone kann man sich um € 80 pro Tag + Benzin ein ebensolches Motor-Schlauchboot ausleihen und zu den absoluten Traumstränden von Cala Goritze, Cala Luna und wie sie alle heißen fahren.
Diese Strände sind nämlich nur beschwerlich über lange Wanderstrecken zu erreichen. Mit dem Schlauchboot kann man herrlich einfach von Bucht zu Bucht schippern, am Lieblingsstrand den Anker
auswerfen und die wirklich spektakulären Wasserfarben erleben.
Ohne Witz, solche Farben habe ich weder in der Karibik, noch in Asien oder sonstwo gesehen. Ein absoluter Traum.
Wer das verpasst ist selbst schuld!
Am selben Tag ging unsere Fähre ab Olbia wieder zurück nach Piombiono und mit dem VW-Bus wieder zurück nach Hause.
Unser Fazit: Sardinien ist ideal für eine Reise mit dem VW-Bus. Außerhalb der Hauptsaison gibt es noch ein paar Möglichkeiten zum Wildcampen, man ist flexibel in der Ortswahl und kann die verschiedenen Regionen bestens entdecken. Sardinien wird uns in den nächsten Jahren bestimmt noch ein paar Mal sehen, es gibt noch sooo viel zu entdecken.
Wart ihr schon in Sardinien? Was waren eure schönsten Momente und habt ihr Tipps für unseren nächsten Roadtrip mit dem VW-Bus durch Sardinien?
Auf den Geschmack gekommen? Hier findest du ausgewählte Reiseführer für Sardinien!
Weiterführende Links zum Thema Campen und Reisen auf Sardinien:
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