Venedig gilt als eine der teuersten Städte Europas, wenn nicht der ganzen Welt. 2006 habe ich ein Auslandssemester an der venezianischen Universität Ca’ Foscari absolviert und mitten in der
Lagunenstadt gelebt. Um auch angemessen am Studentenleben teilzunehmen, habe ich gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin eine Vielzahl an Restaurants, Sehenswürdigkeiten und Bars auf ihr
Preis-Leistungs-Verhältnis getestet. Man kann in Venedig - abgesehen von den hohen Mietpreisen - genauso günstig oder teuer leben wie in Österreich oder Deutschland, wenn man ein paar Dinge
beachtet.
Vergangenes Wochenende waren Jürgen und ich gemeinsam in Venedig um erstens unseren Hochzeitstag zu feiern und zweitens zu testen, ob die Insidertipps von damals noch gültig sind. Von unserem Heimatort aus erreichen wir Venedig in 4,5 Stunden mit dem Auto. Wir sind Samstag Morgen um halb 6 los und am Sonntag Abend waren wir wieder zurück.
Wenn man so wie wir mit dem Auto anreist, muss man sein Vehikel am ersten großen Platz, dem Piazzale Roma, in Venedig stehen lassen, da es nur von Booten - den so genannten Vaporetti - befahrbare Wasserstraßen gibt.
Am Pizzale Roma oder auch am Tronchetto (dort fahren die Kreuzfahrtschiffe ab) gibt es mehrere große Parkhäuser, die mindestens € 30 pro Tag! Gebühr verlangen. Ihr seht schon, hier kann man eine Menge Geld liegen lassen, nur damit es das Auto gemütlich hat.
Die leistbaren 2* und 3* Sterne Hotels in Venedig sind meist von minderer Qualität und geprägt von schlechter Serviceleistung, trotzdem aber sehr teuer, da sie ohnehin mit japanischen und amerikanischen Touristen voll werden. Die besseren 4* und 5* Hotels sind für den normalsterblichen Städteurlauber eigentlich nicht zu bezahlen, da sie jenseits der € 300 pro Nacht kosten. Und da man bei einem Städteurlaub kaum Zeit im Hotel verbringt, lohnt sich hier eine andere Taktik.
Mestre ist der letzte Ort am Festland, bevor die Straße über die Lagune nach Venedig führt. Die Stadt ist sehr industriell und ein wichtiger wirtschaftlicher Standort, sodass es auch viele Geschäftsleute und entsprechend viele Kettenhotels wie Hilton, Novotel oder Best Western gibt. Diese Hotels sind jedoch am Wochenende meist schwächer ausgelastet und bieten dann gute Raten an. Wir haben ein Zimmer am Stadtrand im Best Western Quid Hotel gebucht. Das relativ neue 4* Hotel bietet eine kostenfreie Tiefgarage, sehr saubere große Zimmer, ein schönes Frühstücksbuffet und ein schnelles WLAN, das in allen Räumlichkeiten super funktioniert. Für das Doppelzimmer inklusive Frühstück haben wir € 78 bezahlt, also € 39 pro Person.
Der Preis ist wirklich unschlagbar günstig für die angebotene Qualität. 200 Meter vom Hotel entfernt befindet sich die Bushaltestelle nach Venedig. Die Bustickets können direkt im Hotel gekauft werden, und kosten € 1,30 pro Fahrt. Ihr seht, es lohnt sich auf jeden Fall in Mestre zu wohnen und die 15-20 Minuten Fahrt mit dem Bus nach Venedig auf sich zu nehmen.
Viele Touristen wollen unbedingt einmal mit den berühmten Gondeln herumfahren. Wir sind jedoch nicht bereit für 15-30 Minuten Fahrt über € 70 auszugeben und nicht mal einen Bruchteil der Stadt zu sehen.
Viel besser ist, wenn ihr euch ein 24h Ticket für die Vaporetto-Linien kauft und euch damit unbegrenzt durch die Kanäle schippern lässt. Das Ticket kostet € 20 und ihr könnt damit auch zu den Inseln Murano, Burano und Torcello fahren. Murano finde ich persönlich noch sehr touristisch, aber die längere Fahrt nach Burano nehmen weniger Touristen auf sich und die bunten Häuser sind fantastisch anzusehen. Oder ihr fahrt zum Lido und verbringt je nach Jahreszeit ein paar Stunden am Stadtstrand von Venedig.
Wer die Ausflüge zu den Inseln nicht geplant hat, kann sich die € 20 für das Ticket auch sparen und zu Fuß losmarschieren. Venedig ist nicht so groß und man kann in 2 Tagen ziemlich alles abmarschieren, wenn man gerne zu Fuß geht. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Rialto und Piazza San Marco sind sowieso überall angeschrieben - man kann sie gar nicht verfehlen.
Am Schönsten ist es jedoch, einfach eine Seitenstraße zu nehmen und dem Touristenstrom nicht weiter zu folgen. Ihr werdet viele nette Gässchen, Bars und Restaurants finden, in die sich nur wenige Touristen verirren. Ein Abstecher in die Giardini - einen großen Park am Ende der Insel - lohnt sich immer. Hierher habe ich mich während der Studienzeit gerne zurückgezogen um zu lesen oder zu lernen, da es herrlich ruhig ist.
Im Viertel Dorsoduro könnt ihr noch ein paar Fotos vom Bau einer Gondel machen und euch von einen Prosecco genehmigen.
Nach ein paar Stunden Sightseeing bekommt man natürlich auch mal Hunger und Durst. Ihr solltet diesem Gefühl aber auf dem Markusplatz nicht nachgeben, da ihr hier für einen Kaffee ebensoviel bezahlt, wie wenn ihr gleich die ganze Kaffeeplantage kauft. € 15 und mehr sind hier die Tagesordnung. Aber auch hier habe ich ein paar Tipps parat.
Geht auf keinen Fall in ein Restaurant, das ein “Menù turistico” anbietet. Hier könnt ihr davon ausgehen, dass ihr für mindere Qualität einen völlig überteuerten Preis zahlt und nachher enttäuscht seid.
Wenn ihr euch jedoch in die weniger überlaufenen Viertel “Canareggio” und “Dorsoduro” bewegt, könnt ihr euch auf wunderbares Essen einstellen.
Meine persönliche Lieblings-Pizzeria ist das “Ristorante Pizzeria Ai Tre Archi” neben der gleichnamigen Brücke. Das wurde mir einst während meiner Studienzeit von meiner Vermieterin empfohlen und ich bin bisher nie enttäuscht worden. Die Vielzahl an Einheimischen, die dort anzutreffen sind, spricht für sich. Das Preisniveau ist durchaus ok, für eine Vorspeise, zwei Pizzen, zwei Bier und eine große Flasche Wasser sowie Gedeck haben wir insgesamt € 40 bezahlt. Das ist ein ganz normaler Preis für Norditalien und die Pizza ist wirklich fantastisch. Wenn ihr noch genug Platz habt, lasst euch das hausgemachte Tiramisù keinesfalls entgehen! Die Bewertung zur Pizzeria findet ihr in unserem Pizza Index.
Wer gerne am Nachmittag in der Sonne sitzt oder abends die Aperitifstunde auskosten möchte, ist am Campo Santa Margherita bestens aufgehoben. Eine Bar reiht sich an die nächste und ob Cafè Rosso, Cafè Blu oder Cafè Nero - der Aperol Spritz kostet nur € 2,50. Genießt “Ombra und Cicchetti”, also ein Stehachterl Wein und paar kleine Köstlichkeiten ähnlich den spanischen Tapas.
Am Campo Santa Margherita befindet sich auch die beste Gelateria, mein Favorit ist das Tiramisù-Eis.
Wer es ganz unkompliziert mag, macht es wie die Venezianer und kauft sich Prosciutto, Käse, Oliven und Brot, setzt sich an die Promenade “Zattere” mit Blick auf die Insel Guidecca und betrachtet die Kreuzfahrtschiffe, die durch den Kanal fahren.
Die bekannteste und teuerste Reisezeit für Venedig ist mit Sicherheit der Karneval. Die Masken und Veranstaltungen sind zwar wunderbar zum Anschauen, aber hier kann eine Wochenende durchaus zum Stress ausarten, da alles überfüllt und überlaufen ist. Die Zimmerpreise klettern ins Unermessliche. Ebenso würde ich die Monate Juli und August vermeiden. Es ist heiß und stickig und auch komplett überfüllt.
Meine Lieblingsmonate für ein Wochenende in Venedig sind im Frühling März und April, wenn nach dem Karneval wieder Ruhe eingekehrt ist und alles aus dem Winterschlaf erwacht. Ebenso kann ich den Oktober und November empfehlen, wenn die Stadt durch den abendlichen Nebel geradezu mystisch wirkt.
Hier noch eine Gesamtaufstellung der Kosten pro Person für ein Wochenende in Venedig.
1 Übernachtung inkl. Frühstück und kostenloser Tiefgaragenparkplatz: € 39
Bustickets 4 Fahrten: € 5,20
24 h Vaporetto-Ticket: € 20
2 mal Essen inkl. Getränke: € 40
1 Eis: € 2,50
Diverse Getränke und Aperitifs: € 12
Die Anreise habe ich hier nicht miteinbezogen, da diese individuell per Bahn, Auto oder Flugzeug erfolgen kann. Wir haben auf der italienischen Autobahn noch € 17,70 pro Strecke für die Maut bezahlt.
Dieser Artikel basiert auf rein subjektiver Meinung und diese Reise wurde von KEINEM der genannten Betriebe in irgendeiner Form gesponsert.
Noch Fragen? Wir freuen uns auf viele Kommentare!
Deine nächste Reise führt dich in die Lagunenstadt? Hier findest du die besten Reiseführer für Venedig!
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