Vinales ist das wohl am häufigsten besuchte Ausflugsziel in ganz Kuba. Und unserer Meinung nach auch das am meisten überschätzte. Von Havanna aus fährt man ca. 1,5 Stunden entlang einer mehr oder weniger gut ausgebauten Autobahn. Ein Tipp für alle Mietwagenfahrer: Die Polizei steht an jeder Straßenecke und die vorgegebenen Geschwindigkeitsbeschränkungen sind in jedem Fall einzuhalten. Wir wurden einmal von der Polizei aufgehalten, weil wir angeblich zu schnell gefahren sind. Die Messung ist allerdings anhand der Einschätzung des Polizisten erfolgt, denn Radarpistolen gibt es keine. Er war ziemlich furchteinflößend, konnte aber kein Wort Englisch, sodass wir uns recht dumm gestellt haben. Nach ein paar Telefonaten hat er uns allerdings weiterfahren lassen, ohne dass wir die Strafe bezahlen mussten. In jedem Fall empfiehlt es sich auf dummen Tourist zu machen.
Tankstellen sind entlang der Autobahn rar gesäht, sodass man möglichst in Havanna noch tanken sollte. Die größere Gefahr sind jedoch die viele verschiedenen Fahrzeuge, Menschen und Tiere, die sich auf der Straße tummeln. Autos dürfen maximal 100 km/h fahren, aufgrund der Vielzahl an Pferdekutschen, Ochsenkarren oder Radfahrern, ist es kaum möglich Maximalgeschwindigkeit zu fahren. Ein weiteres Problem sind die Anhalter, die entlang der Straße stehen und gerne halb auf die Straße springen um mitgenommen zu werden.
Einmal sind wir auch auf einen gängigen Trick reingefallen. Nach der einzigen Tankstelle an der Autobahn befindet sich eine Brücke unter der viele Anhalter stehen und plötzlich ist ein Polizist auf die Straße gesprungen und hat uns aufgehalten.
Erst als er uns fragte, ob er bei uns mitfahren kann, weil sein Auto kaputt ist, ist uns aufgefallen, dass er nur wie ein Polizist gekleidet war, aber einfach einer der sogenannten Tabakfirmen-Schlepper war. Er hat uns gebeten, dass wir bei der Autobahnabfahrt nach Vinales bei der Tabakfirma stehen bleiben und seinem Vater Bescheid geben, dass er ihn abholt, weil er kein Mobiltelefon besitzt.
Wir haben kurz geheuchelt, dass wir das machen würden und sind weiter gefahren. Bei der Autobahnabfahrt standen dann schon einige Personen, die auf uns gewartet haben (sie wurden telefonisch verständigt) und uns die Tabakfabrik bringen sollten. Wir sind natürlich einfach weitergefahren. In diesen Fabriken wird man nämlich recht unsanft genötigt, möglichst viele Zigarren zu kaufen. Auf den letzten 25 Kilometern nach Vinales ist die Straßenbeschilderung extrem schlecht, ganz einfach weil die Schilder entfernt wurden. An jeder Kreuzung stehen dann mehrere Personen, die den richtigen Weg kennen, aber die Touristen nur in die Fabriken locken wollen.
In Vinales angekommen, ist man erstmal überrascht, dass sich eine Casa Particular (Privatzimmervermieter) an die nächsten reiht. Anscheinend gibt es mehrere hundert dieser Vermieter. Man braucht auch nichts vorzureservieren, denn wenn eine Casa ausgebucht ist, schreit der Vermieter gleich zum Nachbarn rüber, ob der noch was frei hat und so findet man in kürzester Zeit ein passendes Zimmer zum Preis von ca. € 25 pro Zimmer und Nacht.
Verpflegung ist immer extra. Wir haben eine sehr schöne Casa mit Parkplatz ergattert. Bei Vorausbuchungen ist zu beachten, dass es keine Straßennamen gibt und man das Zimmer zwei Tage vorher telefonisch bestätigen muss. Aufgrund der Vielzahl an Casas kann einem die Tourist-Info auch nicht weiterhelfen, wenn man eine Bestimmte sucht. Die meisten Casas in Vinales haben keine Parkplätze, das sollte bei der Auswahl auch beachtet werden.
Vinales ist ein Tal im Landesinneren, das für seine eindrucksvolle hügelige Landschaft mit den so genannten “Mogotes”, den Kegelhügeln, bekannt und bei Wanderern beliebt ist. Aufgrund des schwülheißen Klimas konnten wir einer Wanderung aber nichts abgewinnen.
Die Vermieter vermitteln gerne Reittouren zu den Tabakplantagen. Aufgrund des schlechten Zustands der Pferde haben wir allerdings von einem Reitausflug abgesehen und sind mit dem Auto zur Höhle “Cuevo del Indio” gefahren. Man bezahlt 5 CUC pro Person Eintritt und wandert dann durch eine ca. 200 Meter lange Höhle, die recht beeindruckend ist. Am Ende fährt man mit dem Boot wieder raus. Das Ganze dauert ca. 15 Minuten, aber Preis-Leistung stimmt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Wer die Höhle anschauen möchte, sollte gleich um 9 Uhr dort sein, denn danach werden die Touristen mit Busen scharenweise angekarrt.
Auf einem wirklich seltsamen Monument hat sich Fidel Castro verewigt. Eine 120 Meter hohe Steinmauer wurde ganz bunt mit Dinosaurier angemalt. Einen Abstecher kann man sich sparen.
Wir sind ein kurzes Stück durch die Plantagen gewandert und haben uns dann schließlich durchgerungen, eine Tabakplantage zu besichtigen. Die Herstellung der Zigarren wird gezeigt und am Schluss wird erwartet, dass man eine große Menge kauft. Da wir statt der erwarteten 200 Stück nur 2 gekauft haben (2 CUC pro Stück) war die Führung recht schnell vorbei. Ein kleiner Hinweis: Man darf nur 50 Stück Zigarren ausführen und diese müssen in einem offiziellen Geschäft erworben werden. Ansonsten werden diese höchstwahrscheinlich bei der Ausreise vom Zoll konfisziert.
Wir konnten den weiteren “Sehenswürdigkeiten” aber nicht viel abgewinnen, sodass wir uns in ein Straßencafe gesetzt haben und dem Treiben auf der Kreuzung bei ein paar Cuba Libres zugeschaut haben. Das war lustiger und aufschlussreicher als der ganze restliche Tag. In den Restaurants in Vinales ist das Essen zwar günstig, aber durchwegs nicht gut.
Einfacher und besser ist es in den Casas, fast alle Vermieter bieten diesen Service an. Man darf sich allerdings auch keine kulinarischen Höhenfluge erwarten. Es gibt fast ausschließlich Reis und schwarzen Bohnen mit Maniok oder Kartoffeln. Zu Wahl stehen dann noch Schwein, Huhn oder ab und zu Fisch. Manchmal gibt es auch noch einen Tomatensalat mit Zwiebeln.
Wir haben damit gerechnet, dass das Essen karibisch-südamerikanisch scharf ist, aber eigentlich ist alles langweilig gewürzt. Die Übernachtungen sind in Kuba meist recht günstig, aber bei der Verpflegung wird oft ein verhältnismäßig hoher Beitrag verlangt. Getränke wie Bier und Rum sind dafür sehr günstig.
Unserer Meinung nach genügen zwei Übernachtungen in Vinales, um die vorhandenen Sehenswürdigkeiten zu erkunden sowie eine kleine Wanderung zu unternehmen. Nehmt unbedingt einen Mückenspray mit, denn die Moskitos können hier und in ganz Kuba ziemlich nerven.
Vinales ist eigentlich ein großes Bauerndorf, deshalb seid nicht verwundert, wenn euch um halb 5 Uhr morgens der Hahn mit lautem Gekrähe weckt und ein Schwein quiekend vorbeigaloppiert.
Weiter gehts nach Havanna zum 57. Jahr der Revolution!
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