Wie für fast alle Kitesurfer im deutschsprachigen Raum ist auch für mich die Windfinder Website die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht zu sehen, ob und wo es Wind gibt.
Vielmehr noch - ich verlasse mich sehr häufig auch außerhalb des Wassersports auf die Forecast von Windfinder. Vor allem nutze ich diesen Service, weil man eine Einschätzung eines bestimmten Ortes abrufen kann und dieser Punkt ist für mich der große Unterschied zur Wettervorhersage im Radio, welche statisch und in der Regel überregional ist.
Als vor wenigen Tagen Windfinder.com dann plötzlich in neuem Licht erstrahlte, musste man sich doch ein wenig Mühe geben, die gewohnten Daten zu finden. Wir haben dies zum Anlass genommen um mit dem Mann hinter Windfinder.com zu sprechen.
Jonas Kaufmann seines Zeichens CEO und CTO von Windfinder.com war so freundlich und stand uns Rede und Antwort.
In diversen Foren wird inzwischen heiß über Windfinder diskutiert, oft sehr sachlich, doch wie immer sind auch manche Brandstifter unterwegs. Wie es dem Mann hinter Windfinder.com dabei geht, erzählt er uns ganz genau.
Damit du eine klare Vorstellung hast was sich auf Windfinder.com tut siehst du hier einige Eckdaten. Anhand derer kannst du leicht erkennen was täglich auf der Seite los ist und natürlich auch dass hier viele Userwünsche unter einen Hut gebracht werden müssen.
Website Besucher je Monat:
25.000.000 Seitenabrufe pro Monat
9.000.000 Besuche pro Monat
Monatliche App-Benutzer
2.000.000 Kombinierte App-Benutzer
50.000.000 Bildschirmansichten in Apps
Windfinder.com ist aktuell in 7 Sprachen verfügbar. Die meisten User kommen - wie könnte es auch anders sein - aus Deutschland (23%), dann folgen Italien (9%) und Frankreich (6,7%), nach den USA (6,4%) und den Niederlanden (6,1%) ist nur noch Spanien (5%) erwähnenswert.
Lifetravellerz: Soweit ich weiß hast du im Bereich Software studiert. Trotzdem ist ein enormes Engagement nötig, um so etwas wie Windfinder aus dem Boden zu stampfen. Wie, wann und wo seid ihr oder bist du auf die Idee gekommen eine Seite zu bauen und die nötigen Schnittstellen und Algorithmen zu programmieren um so vielen Surfern/Paragleiter/Segler das Leben zu vereinfachen?
Jonas Kaufmann: Die Idee zu Windfinder stammt nicht von mir. Mein jetziger Geschäftspartner Oliver hatte die Idee schon 1999 aus den USA mitgebracht und Windfinder dann in Deutschland gegründet. Damals gab es dort schon Dienste, um sich den aktuellen Wind per SMS senden zu lassen. Die Webseite war ursprünglich ein „Abfallprodukt“ unseres SMS Dienstes.
Ich selbst kam 2003 zu Windfinder. Ich hatte während meines Informatikstudiums in Kiel mit Kitesurfen angefangen und hatte ein Praktikum gesucht. Damals schon habe ich selbst Windfinder genutzt, und da bot es sich an dort nach einem Praktikumsplatz zu fragen. So kam eines zum
Lifetravellerz: Wie groß kann man sich das Unternehmen Windfinder vorstellen? Eine Garagen-Software Schmiede, ein mittelständisches Unternehmen oder gar ein Konzern?
Jonas Kaufmann: Wir sind drei Festangestellte, haben aber Zugriff auf ein ganzes Netzwerk von Freelancern. Auch wenn wir schon 16 Jahre im Business sind haben wir uns einen Startup-Spirit erhalten. Wir probieren Sachen aus, können schnell Produkte agil entwickeln, haben offene Gesprächskultur und jeder kann seine Ideen einbringen.
Lifetravellerz: Womit verdient ihr euer Geld? Ihr müsst doch auch von etwas leben. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus?
Jonas Kaufmann: Wir sind größtenteils werbefinanziert, durch Bannerwerbung auf der Webseite und in den Apps. Zusätzlich gibt es unsere kostenpflichtigen Pro-Apps für Android und iOS.
Lifetravellerz: Vor kurzem habt ihr eurer Seite einem Relaunch unterzogen. Ihr habt lange an einer native App fest gehalten und nun auf ein responsives Design (die Darstellung passt sich an die Größe des Gerätes an) umgestellt. Ich nehme an über kurz oder lang wird die App aus den Stores verschwinden?
Jonas Kaufmann: Ich denke man darf an dieser Stelle kein Entweder-Oder machen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Nutzer auf jeder Plattform – unabhängig vom Endgerät, vom Browser, von seiner aktuellen Datenverbindung – die bestmögliche User Experience zu diesem aktuellen Zeitpunkt zu liefern. Wenn jemand unsere Apps nicht kennt, soll er eine genauso gute Darstellung auch auf dem Mobiltelefon im Browser kriegen. Wenn er dann allerdings optimierte Datenübertragung, Favoritenlisten oder plattformspezifische Features wie Widgets auf Android haben will, dann führt der Weg aktuell nicht an den Apps vorbei.
Lifetravellerz: Wo liegen deiner Meinung nach die größten Vorteile und Innovationen der neuen Seite?
Jonas Kaufmann: Unsere Seite ist komplett auf Responsive Design umgestellt und auf dem aktuellsten technischen Stand. Das beinhaltet Aspekte wie eine optimale Darstellung je nach Gerät und Displayauflösung, gestochen scharfe Grafiken auf hochauflösenden (Retina-) Displays, geringe Datenübertragung und super-schnelle Ladezeiten auch bei schlechten Verbindungen.
Dies ist unserer Meinung nach das Fundament aller guten Seiten im Internet und bildet eine mehr als solide Basis für alle Weiterentwicklungen.
Lifetravellerz: Soweit ich sehe, sucht ihr auch immer Kontakt zu den Usern. Gerade auf Oase.com ist der Umgangston ab und zu etwas rau und manche Gewohnheitstiere rufen bereits nach der alten Seite. Nehmt ihr euch das zu Herzen oder steht ihr da einfach drüber?
Jonas Kaufmann: Ich denke hier muss man unterscheiden zwischen dem Umgangston und den wirklichen Bedürfnissen der Nutzer. Es fällt manchmal schwer, aus einer sehr emotionalen Diskussion die darunterliegenden Punkte zu erkennen und den emotionalen Teil auszublenden. Die sachlichen Kritik- oder Verbesserungspunkte nehmen wir uns alle zu Herzen und lassen dies in die Weiterentwicklung der Seite einfließen. Den emotionalen Teil sehen wir zweischneidig – einerseits ist es natürlich super, dass wir offensichtlich eine so emotionsgetriebene Seite geschaffen haben, andererseits ist der Ton manchmal definitiv grenzwertig. Aber da muss man einfach drüber stehen, dies ist vielleicht einfach der Diskussionskultur im Internet geschuldet. In „real life“ sieht das Feedback meist komplett anders aus.
Lifetravellerz: Wie siehst du das Verlangen nach einer werbefreien Windfinder.com Seite? Das Zeitalter der Banner Werbung hat seinen Zenit schon längst überschritten, wo siehst du künftig eure Einnahmequellen?
Jonas Kaufmann: Ich denke Werbefreiheit ist ein definitiv valider Wunsch aller Internetnutzer. Allerdings ist gleichzeitig die Bereitschaft, monatlich für den Betrieb einer Seite oder allgemeiner gesprochen für den Zugang zu Informationen im Internet zu zahlen zumindest in Deutschland noch sehr gering.
Natürlich lässt sich eine Werbefreiheit auch mit Adblockern erzielen – aber jeder, der diese Möglichkeiten nutzt, muss sich fragen wieviel er denn persönlich für den Zugang zu solchen Informationen wie Windfinder oder auch Spiegel oder Zeit zahlen würde.
Lifetravellerz: Gibt es noch weitere Ausbaustufen der neuen Seite oder werden nur die derzeitigen Bugs gefixt (Fehler behoben) und an der Usability geschraubt?
Jonas Kaufmann: Ideen gibt es genug :) Es ist immer ein Arbeiten an mehreren Fronten – neue Features, Bugfixing, Usability- und Darstellungsverbesserungen, Infrastruktur... Wir haben jetzt jedenfalls eine technische Basis geschaffen, die uns dafür viele Weiterentwicklungen ermöglicht.
Lifetravellerz: Wovon träumt ihr, wo wollt ihr mit Windfinder hin? Gibt es so etwas wie den großen Masterplan?
Jonas Kaufmann: Tja, der Masterplan... hätte mir jemand 2008 gesagt dass Windfinder heute fast mehr auf dem Handy genutzt wird als auf dem Desktop, hätte ich ihm nicht geglaubt.
Daher ist ein Masterplan auf Produktebene sehr schwierig zu machen.
Wir werden aber unabhängig davon mit unserer Webseite und den Apps an den Bedürfnissen von Wind- und Wassersportlern arbeiten.
Lifetravellerz: Was unterscheidet euch vom Mitbewerb, wieso sollen die User Windfinder verwenden?
Jonas Kaufmann: Windfinder ist einzigartig, weil wir nicht nur Vorhersagen für 40.000 relevante Spots liefern, sondern auch aktuelle Messwerte von über 18.000 Wetterstationen weltweit haben.
Mit unseren Statistiken die bis 1999 zurückreichen kann man sich ein gutes Bild der Wettersituation an allen Orten machen – wichtig zum Beispiel für die Urlaubsplanung. Weiterhin bieten wir die bestmögliche Nutzer Erfahrung, egal welches Gerät und/oder Datenverbindung gerade aktiv ist.
Vielen Dank Jonas für deine Zeit und die ehrlichen sowie ausführlichen Antworten. Wir freuen uns weiterhin auf viele Jahre kostenfreie Nutzung von Windfinder.com, wir versprechen niemals Adblocker einzusetzen!
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