Nach drei aufregenden Tagen in Havanna haben wir vergeblich versucht, die Autobahn in Richtung Cienfuegos zu finden. Leider sind die Autobahnauffahrten schlecht ausgeschildert, sodass wir uns nur an den Himmelsrichtungen orientieren konnten. Schließlich haben wir eine Autobahnauffahrt gefunden - leider in die falsche Richtung. Aber kein Problem in Kuba. Ein U-Turn ist alle paar Kilometer möglich. Ob erlaubt oder nicht - keine Ahnung. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Den Stopp in der bekannten Schweinebucht bei Playa Giron/Playa Larga haben wir uns aufgrund des großen Umwegs gespart. Nach ca. 3 Stunden Fahrt entlang einer mehr oder weniger gut ausgebauten Autobahn haben wir die Stadt Cienfuegos, die an einer riesigen Bucht liegt, erreicht.
In Cienfuegos ist der französische Einfluss an den Häusern unverkennbar. Die Stadt, die auch “Perle des Südens” genannt wird, war einst das Zuckerzentrum Kubas. Hier befand sich einst der größte Zuckerexporthafen der Welt.
Am Ende der langen Hauptstraße befindet sich direkt am Wasser eine sehr schöne Wohn- bzw. Touristengegend. Hier befinden sich einige kleine, aber luxuriöse Hotels sowie viele nette Gästehäuser. In Cienfuegos ist der Tourismus sehr weit entwickelt, deshalb begegnet man einem in Kuba verbreiteten Phänomen - den Fahrradschleppern. Sobald man sein Auto abstellt oder auch nur stehenbleibt wird man von Fahrrädern umringt, die Unterkünfte, Restaurants, Taxis oder auch Kutschenfahrten vermitteln und vom jeweiligen Anbieter eine Provision kassieren.
Aus Mangel an Alternativen und einem mit einem großen Loch im Bauch sind wir einem der Schlepper zu einem Restaurant gefolgt. Dort haben wir wohl das seltsamste, aber auch eines der besten Gerichte Kubas gegessen. Da die Karte ausschließlich auf Spanisch war und wir nicht alles verstanden haben, habe ich den Kellner um die englische Bezeichnung eines Gerichtes gebeten. Er meinte: “chicken in bread”. Hm, wird wohl eine Art Sandwich sein, also haben wir das zweimal bestellt. Bekommen haben wir ein typisch österreichisches Backhendl mit Reis, das auch in Wien oder Steiermark nicht besser geschmeckt hätte.
Cienfuegos hat eine wunderschöne Innenstadt, aber für uns eigentlich keine weitere Sehenswürdigkeiten. Trotz der Lage am Meer gibt es keine Strände in der Nähe, weshalb wir nach einer Nacht weiter nach Trinidad gefahren sind.
Nach nur einer Stunde Fahrzeit haben wir Trinidad erreicht und haben sofort den lang gezogenen Traumstrand Playa Ancon angesteuert. Zu lange waren wir nicht mehr im und auf dem Wasser. Am Playa Ancon gibt es ein paar All-Inclusive Hotels und sonst gar nichts. Es gibt aber mehrere einsame, ruhige und wunderschöne Strände, an denen man für 2 CUC einen Sonnenschirm und Parkplatz mieten kann.
Die Strände sind sehr gepflegt und das Meer ist traumhaft dunkelblau. Wahrscheinlich einer der schönsten Strände in Kuba. Wir hatten ein sehr nettes und nachdenkliches Gespräch mit dem Sonnenschirmvermieter. Der fast 90-jährige Mann hat uns erzählt, dass er einst in Angola im Krieg gekämpft hat und deshalb auch Portugiesisch spricht. Ein wirklich traumhafter Nachmittag am Playa Ancon.
In der letzten Bucht neben einem Hotel und der örtlichen Tauchschule hatte Jürgen Glück und konnte 2 mal über Mittags Kitesurfen. In Trinidad waren er und sein Kiteschirm eine kleine Sensation und wir wurden von vielen Interessierten angesprochen.
Vom Playa Ancon fährt man ca. 10 Minuten nach Trinidad. Der erste Eindruck war eine fürchterliche Gegend und auch nach langem Suchen haben wir keine schöne Gegend gefunden, in der wir bleiben wollten.
Ziemlich verzweifelt haben wir dann doch eine sehr nette Casa mit Parkplatz gefunden und siehe da, wir waren einfach in der falschen Gegend unterwegs. Trinidad hat einen absolut hinreißenden Stadtkern mit vielen netten Bars und karibischem Flair. Allein der Sonnenuntergang ist ein absoluter Traum. So hat uns Trinidad nach dem ersten schlechten Eindruck doch überzeugt und wir sind schließlich 3 Nächte geblieben.
In den Bars erhält man die besten Daiquiris der Welt. Wir waren zwei Tage nach Silvester dort und es gab wohl einen Bierengpass. In vielen Bars waren die lokalen Biere Cristal und Bucanero wohl aufgrund des exzessiven Konsums zu Silvester ausverkauft.
So geschäftig es tagsüber auf den Straßen Trinidads zugeht, so wenige Autos und Kutschen sind nach Sonnenuntergang unterwegs. Wohl auch deshalb, weil Rum und Bier in Strömen fließen und es in der Nacht ziemlich gefährlich ist, mit einem fahrbaren Untersatz unterwegs zu sein. Unbeleuchtete Straßen, unbeleuchtete Fahrzeuge und die mangelhafte Beschilderung machen Nachtfahrten zum Horrorerlebnis. Unsere einzige Nachtfahrt Richtung Varadero werden wir wohl nie vergessen.
Rund 15 Kilometer Fahrt von Trinidad entfernt befindet sich der Nationalpark Topes de Collantes. Der Park ist durchzogen von Regenwald, Kaffee- und Bananenplantagen sowie vielen beeindruckenden Wasserfällen.
Die lokalen Tourveranstalter wie Transgaviota bieten geführte Touren durch den Regenwald an. Aufgrund der für Kuba ungewöhnlich guten Beschilderung konnten wir die Tour zu einem Wasserfall jedoch ohne Guide machen. Die Natur ist hier wirklich sehr beeindruckend und die Wasserfälle sind einfach nur wunderschön.
Durch den Lichteinfall entstehen nahe dem tosenden Wasser viele kleine Regenbogen - ein wirklich beeindruckendes Bild. Die Straßen zum Nationalpark sind zum Teil sehr steil und deshalb sollte man langsam fahren. Enttäuscht waren wir einzig von der “Casa del caffè”, bei der man gar keine Kaffeebohnen erwerben konnte, sondern nur ein paar Werkzeuge ausgestellt waren.
Kuba ist bekannt dafür, dass es keine giftigen Tiere gibt. Im Dschungel ist uns auch kein einziges Tier begegnet. Wer wie ich jedoch Todesangst vor Spinnen hat, sollte sich darauf einstellen, dass manche Einheimische sich Vogelspinnen als Haustiere halten und sie Touristen für ein Foto unter die Nase halten. Ist mir so passiert, ein Nervenzusammenbruch konnte noch verhindert werden.
Trinidad war sicher einer der schönsten Orte entlang unserer Reise durch Kuba, nicht nur wegen des traumhaften Playa Ancon.
Im Anschluss haben wir wunderbare Tage auf Cayo
Coco verbracht.
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